Was bedeutet das Wort Kolder?


An dieser Stelle möchte ich einige Bücher zur Wörterkunde (Etymologie) zitieren.

Kolter: "gefütterte Steppdecke" aus dem gleichbedeutenden altfranzösischen co(u)ltre als mittelhochdeutsch culter, gulter kolter, golter kurz nach 1200 aufgenommen. Das französische Wort stammt (wie das italienische coltre) aus lateinisch culcitra für "Polster, Matratze". Kolter ist ein Wort des Südens und Westens geblieben.
[Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin, 1967]

Kolter: Koldern - Übliche Bezeichnung für Wolldecke, kommt vom mittellateinischen cultra.
[Seibig, Adolf: Gellhäuser Deutsch, Gelnhausen, 1977]
Kolter: 1. Vorschneider am Pflug; 2. Steppdecke, Wolldecke
[Kunz, Rudolph: Wörterbuch für südhessische Heimat- und Familienforscher, Darmstadt, 1995]

Warum habe ich mich nun für die URL www.kolder.de mit D entschieden? Es ist eigentlich schon unmöglich ein Wort zu schreiben, das man bisher nur aus dem gesprochenen Dialekt kennt und im Hochdeutschen nicht wiederfindet. Also schreibt man es auf, wie einem der Schnabel gewachsen ist und in meinem mittelhessischen Mikrokosmos wurde der Kolder immer mit einem weichen D gesprochen. Auch wenn einige Personen bei der Nachfrage, wie sie denn den Kolder schreiben würden, sich ebenfalls nicht sicher waren und zwischen D und T schwankten. Hier müsste man der Genauigkeit halber mit Hörbeispielen und Lautschrift arbeiten. Aber ich will ja nichts übertreiben, schönen Gruß an die Linguisten und Germanisten unter uns!

Zur Größe eines solchen sprachlichen Mikrokosmos: In meiner ursprünglichen Heimat, der Großgemeinde Lahnau, gibt es noch heute eine sprachliche Barriere zwischen den Ortsteilen Waldgirmes auf der einen Seite und Dorlar und Atzbach auf der anderen Seite. In Waldgirmes wird so zum Beispiel der Buchstabe R am Ende der Silbe -er verschluckt. Beispiel: Fragt man einen älteren Eingeborenen in Waldgirmes nach einem fetthaltigen Brotaufstrich und dem nächsten Fleischereifachgeschäft, so wird man die Wort "Botte" und "Metzge" vernehmen, während man im Rest Lahnaus deutlich ein R hören wird mit leichter Tendenz zum rollenden "rrr". Grund für diese sprachlichen Unterschiede ist die alte Grenze der evangelischen Kirchengemeinden, die noch heute existiert (abweichende Lithurgien, Gesangbücher, Antipathie der Ortsteile der Großgemeinde, etc.)!

Und bei meinen Recherchen zur Wortbedeutung stiess ich dann auch auf ein passendes Dokument, das mich in meiner Entscheidung noch stärkte.

Kolter: Kolter (m); Mehrzahl wie Einzahl (t weich sprechen); Wolldecke;
"Leg d'r en Kolter eawwer die Knäi, 's eaß kahlt"
[Winter, Emil: Mittelhessisches Wörterbuch, Gießen, 1993]

Emil Winter ist bekannt für seine oberhessischen Sammlungen von Sprache, Sprüchen und Liedern, die er im Selbstverlag veröffentlicht. Warum er aber zuerst die weiche Aussprache des Wortes betont, um es dann doch mit T zu schreiben, bleibt mir unklar (wahrscheinlich hat er auch einen Blick in die etymologischen Lexika geworfen).



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